Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Das Ergebnis der Röntgenuntersuchung lautet Spat. Sie fragen Dr. Google und Ihre Angst wächst, dass Ihr Pferd nie wieder reitbar ist. Bewahren Sie erstmal Ruhe! Sie können Ihr Tier therapeutisch unterstützen um diesen Prozess entgegenzuwirken. Meine jahrelange Erfahrung in der Praxis zeigt, dass viele Pferde trotz schlechter Diagnose noch lange Spaß und Freude an der Arbeit haben. Dies ist mit der richtigen Gymnastizierung, guter Pflege, bewusstem Reiten und therapeutischen Maßnahmen möglich.
Welche anatomischen Strukturen erkranken im Sprunggelenk?
Erstmal sollten Sie wissen, dass Spat die Bezeichnung einer Arthrose im Sprunggelenksbereich ist, so wie Schale die Bezeichnung der Arthrose im Kronbereich ist. Nun ist es wichtig, erstmal die Anatomie des Sprunggelenkes zu kennen, um einschätzen zu können, welche Strukturen betroffen sein können. Im Gegensatz zu anderen Gelenken besteht das Sprunggelenk aus mehreren Bausteinen, welches aus insgesamt 15 Knochen gebildet wird. Die Knochen setzen sich so zusammen, dass sich vier Gelenkspalten horizontal bilden. Die Oberste mit dem Schienbein, die Unterste mit dem Röhrbein und die zwei weiteren Gelenkspalten werden zwischen den kleinen Knochen gebildet. Die drei Unteren sind nicht für die Beweglichkeit verantwortlich, fangen aber vor allem Stoß- oder Drehbewegungen ab.
Was sind die Ursachen für einen Spat beim Pferd?
Nachdem Sie ein wenig über Anatomie gelernt haben, wissen Sie jetzt um die vielzähligen Knochen und Gelenkflächen des Sprunggelenkes - eben ein Puzzle aus 15 Knochen. Da die unteren Gelenkflächen viel Druck standhalten müssen, lässt sich schlussfolgern, dass genau in diesen Bereichen die größte Problematik entsteht. Es kann sich hier um ein einmaliges Trauma oder eine Dauerfehlbelastung handeln. Hierzu zählen falsche Belastung, wie zu frühes Versammeln, zu hohes Springen oder bei Traberpferden ständiges Breitstellen der Hinterhand beim Traben auf Tempo. Selbstverständlich muss man auch andere Ursachen in Betracht ziehen, wie schlechte Mineralstoffversorgung vor allem Mangelernährung im Fohlenalter, falsch bearbeitete Hufe oder generelle Fehlstellung der Hinterhand.
In meiner ganzheitlichen Praxis zeigte sich meistens bei der Diagnose Spat ein enger Zusammenhang zu anderen Gelenken. Stellen Sie sich vor, Sie hätten rechts ein schmerzendes Knie und versuchen nun trotzdem genauso zu belasten, so würden sie vermutlich am Abend über Schmerzen in der Hüfte oder im Sprunggelenk klagen, beziehungsweise langfristig Probleme in diesem Bereich bekommen. Genauso geht das unseren Pferdefreunden auch. Wir können ihnen nun leider nciht raten, die Beine hochzulegen oder eine stützende Kniebandage anzulegen. Außerdem lastet bei Pferden wesentlich mehr Gewicht auf den Beinen als bei uns. Konkret gesagt, meine Patienten hatten so gut wie immer andere Baustellen zusätzlich zum Spat und die gilt es aufzufinden und zu behandeln. Diese ganzheitliche und übergreifende Behandlung hat somit nicht nur direkte, sondern auch indirekte Linderung des Spat zur Folge.
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Was sind die typischen Symptome von Spat?
Spat beim Pferd ist schleichend. Es beginnt mit einem akuten Schub, also einer Entzündung, die mit Schmerz, Schwellung und Hitze einhergeht. Später klingen akute Anzeichen ab. Generell auffällige Anzeichen für Spat sind abgewetzte Zehen an der Hinterhand, verlängerte Einlaufphasen, erhöhte Empfindlichkeit bei feuchter Kälte, unterschiedliche Innen- oder Außenseithöhen der Hufe durch die Schmerzvermeidung.
Welche Formen des Spates gibt es?
Es gibt zwei Formen des Spates beim Pferd: Zum einen bilden sich durch die Entzündungen Knochenwucherungen, so genannte Exostosen. Sie verlaufen zackenförmig an den Ränden des Gelenks an der Innenseite des Sprunggelenks. Die Wucherungen an der Außenseite gehören dem Rehspat an. Durch die akuten Entzündungen und deren Folgen lagert sich immer mehr Knochenmaterial an das Gelenk an. Diese natürliche "Neubau-Strategie" des Körpers ist in diesem Fall leider verheerend. Mit Voranschreiten der Erkrankung versteift das Gelenk, was aber letztendlich zur Beschwerdefreiheit führt, da die schmerzende Bewegung nicht mehr zugelassen wird. Bei der zweite Form des Spates, dem osteolytischen Spat, geht sichtbar Knochensubstanz zurück, also das Gegenteil der wuchernden Form.
Wie lässt sich die Diagnose Spat stellen?
Durch eine Lahmheits- oder Spatprobe, sowie weitere Maßnahmen wie Röntgen, Ultraschall oder Leitungsanästhesie des betroffenen Beins kann der Tierarzt die Diagnose Spat stellen. Bei der Spatprobe hebt der Therapeut das Hinterbein um künstlichen Druck auf das Gelenk zu erzeugen, hält dies einige Zeit in Position und anschließend muss das Pferd sofort loslaufen. Stellt sich nun eine Lahmheit ein, deutet dies auf ein Problem im Sprunggelenk hin. Eine Beugeprobe ist meiner Meinung nach nicht unbedingt zielführend. Denn dass das Pferd schmerzhaft reagieren wird, wenn es bereits äußerliche Entzündungszeichen zeigt, ist wahrscheinlich. Außerdem kann bei zu festem Beugen der Verlauf verschlimmert werden.
Wie verläuft die Behandlung von Spat? Sarah Mergen empfiehlt!
Wichtig ist, dass die akuten Phasen so schnell wie möglich behandelt werden, denn jeder Schub verschlimmert den Zustand. Schulmedizinisch behandelt man mit entzündungs- sowie schmerzhemmenden Medikamenten. Die Schwellung am betroffenen Bein geht zurück und der Schub kann eingedämmt werden.
Bei Spat kann eine Ultraschallbehandlung mit unserem Sonic vital XT Color hilfreich unterstützend sein. Bei diesem Gerät hat man die Möglichkeit zwei unterschiedliche Schalleinstellungen anzuwenden. Im Falle einer Spatbehandlung wählt man am besten den kontinuierlichen Ultraschall. Er dient in erster Linie zur Wärmetherapie und erzeugt eine effiziente Tiefenwärme. So eignet er sich gut zur Schmerzbekämpfung und verbessert durch Herabsetzen von Muskelspannungen die Dehnbarkeit der Bindegewebsstrukturen.
Mit Freude kann ich Ihnen mitteilen, dass es auch aus naturheilkundlicher Sicht viel Möglichkeiten gibt.
- Die Welt der Kräuter bietet z.B. Teufelskralle, Ingwer, Hagebutte und Weihrauch die bei Arthrose hilfreich unterstützend wirken können. Bitte beachten Sie jedoch, dass magenempfindliche Pferde unter Umständen auf diese Kräuter reagieren. Greifen Sie in diesem Fall auf homöopathische Niederpotenzen im Bereich der D2-Potenz zurück.
- Eine Laserakupunktur mit unseren starken, handlichen und akkubetriebenen Lasern ATech 50 und La660 zweimal wöchentlich in den Akutphasen kann eingesetzt werden um den akuten Schub abzufangen.
- Zusatzmittel wie MSM, Glykosaminoglykane können ergänzend gefüttert werden.
- Eine tolle Möglichkeit um schmerzfrei und effektiv zu behandeln, bietet das Amplimove animal. Dieses Elektrotherapiegerät ist nicht nur ein effektiver und akkubetriebener Praxisbegleiter, sondern wird von den Tieren sehr gut toleriert und akzeptiert. Als Leihgerät zum Beispiel bietet es den Vorteil, dass die Therapie öfter, auch vom Besitzer selbst, durchgeführt werden kann, um Linderung zu erzielen. Arbeiten sie ganzheitlich und wählen Sie das Programm Artikuläre Schmerzen und legen Sie gemäß Anleitung die Elektroden an. Behandeln Sie unbedingt auch den Rücken mit dem Programm Gewebetrophik zweikanalig. Oftmals sind ISG, die Knie und die Hüfte beeinträchtigt - diese sollten in den Therapieplan gegebenenfalls einbezogen werden.
- Denken Sie auch an den Rest des Körpers. Die Schmerzhaftigkeit in den Sprunggelenken hat Auswirkungen und Verspannungen auf den ganzen Körper. Mit unseren Magnetfelddecken können Sie den ganzen Körper systemisch mit Magnetfeld bestrahlen, sowie die Beine mittels der mitgelieferten Gamaschen.
- Die Matrix-Rhytmus-Therapie: Eine sehr gute Möglichkeit den gesamten Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen, ist die Matrix-Rhythmus-Therapie. Es ist selbstverständlich, dass das gesamte Pferd behandelt werden muss, da Muskeln immer zusammenspielen. Ist ein Muskel verkürzt, ist sein Gegenspieler auch schon eingeschränkt und gehemmt. Nachdem der ganze Rücken und das gesamte Pferd behandelt ist, geht es dann an die Feinarbeit. Bei der Spat-betroffenen Hinterhand, öffnet sich nicht nur der Gelenkswinkel nicht mehr, der komplette Wadenmuskel (m. gastrocnemius) ist meistens verkürzt und auch die Achillessehne ist in Mitleidenschaft gezogen. Mit der Matrix-Rhythmus-Therapie detonisiert man nun die komplette Hinterhand um diese Spannung herauszunehmen. Dabei wird auch die gegenüberliegende Hinterhand und die diagonale Schulter behandelt, bevor man weitere Maßnahmen ergreift, wie z.B. über Dehnung den betroffenen Sprunggelenkswinkel zu vergrößern und mit z.B. Tape zu unterstützen. Die Behandlung mit der Matrix-Rhythmus-Therapie ist schmerzfrei und sehr entspannend für das Pferd.
- Eine oft verwendete und lang bekannte Therapie im Bereich der alternativen Behandlungsmethoden ist die Blutegelbehandlung. Hierfür wird in der Literatur beschrieben, dass man um das Sprunggelenk, am besten auf Akupunkturpunkte mindestens fünf Blutegel ansetzen sollte. Beachten Sie bitte die rechtlichen Bestimmungen das Arzneimittelgesetzes.
- In der Homöopathie haben sich allgemein bei Arthrose folgende Mittel bewährt: Calcium fluoraticum C30 und Silicea C30. Im speziellen Apis C30 (starke teigige Schwellung), Belladonna C30 (heiße Schwellung mit starker Berührungsempfindlichkeit), Bryonia C30 (der Patient möchte sich nicht bewegen) und Rhus toxikodendron C30 (eher im chronischen Verlauf, vor allem wenn sich der Schmerz in Bewegung bessert und das feuchte Wetter alles verschlechtert). Die genannten homöopathischen Mittel dürfen nur nach dem geltenden Tierarzneimittelgesetzt angewendet werden.
- Heilpilze können positiven Einfluss auf die Gesamtkonstitution des Tieres nehmen. Der Shiitake reduziert Entzündungen und hilft daher bei Arthrose. Der Maitake (Klapperschwamm) reguliert den Blutzuckerspiegel und unterstützt bei Arthrose. Gute Erfahrungen haben wir vor allem mit den Heilpilzen von der Firma Hawlik www.pilzshop.de gemacht.
- Da die entstandene Arthrose im Sprunggelenk nicht rückgängig zu machen ist, ist ein passender und korrekter Beschlag besonders wichtig. Manche Pferde können mit der passenden Hufqualität auch barhuf laufen, weil so der Huf Stöße besser abfedert. Wenn das Pferd passend beschlagen werden muss, eignen sich hierfür orthopädische Beschläge. Diese werden meist gemeinsam mit dem Schmied und dem Therapeuten auf die Diagnose abgestimmt.